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Augen auf beim Powerbank-Kauf! (Update: 07.02.2021)

Powerbanks, im Deutschen oftmals pervertiert "Powerbänke" oder (weniger schlimm) "Akkupacks" genannt, sind einfache Akkus für unterwegs, um das Mobiltelefon oder andere Geräte mit USB-Anschluss zu laden.

Vorhin habe ich mit einem Arbeitskollegen über Powerbanks gesprochen und erst einmal bemerkt, dass man doch auf ein wenig mehr achten muss als nur auf die Kapazität.

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Powerbanks zur Auswahl und genauso groß sind auch die Unterschiede im technischen Datenblatt. Neben der Kapazität gibt es noch ein paar andere Aspekte zu beachten, auf die ich hier kurz und bündig drauf eingehen möchte.

 Ich hoffe dem einen oder anderen durch diesen Artikel einen eventuellen Fehlkauf zu ersparen! 😄

Material

Die portablen Akkus gibt es in zwei unterschiedlichen Variationen: Plastik oder Metall.

Es ist selbsterklärend, dass es natürlich einen Unterschied in der Stabilität des Gehäuses gibt. Wer häufig unterwegs ist, sollte deswegen eher ein Metallgehäuse wählen. Die Kehrseite ist natürlich, dass sie ein wenig mehr wiegt - dies sollte hingegen unwesentlich sein, sofern das Reisegepäck nicht bis aufs Gramm abgestimmt ist, um keine Extrakosten beim Check-in zu erzeugen.

Kapazität

Hier ist der Markt sehr breit aufgestellt: Von unbrauchbaren 1.000 mAh bis zu 30.000 mAh ist alles drin. Manches bezahlbar, manches nicht.
Überleg Dir, was Du damit alles laden willst und wie viel Platz Du unterwegs hast, um sie zu verstauen. Logischerweise ist eine Powerbank mit viel Kapazität auch entsprechend größer.

Ihr seid zu zweit unterwegs? Dann sollte die Kapazität schon einmal das 2,5-fache Eurer Handys sein, oder? 😉
Fotoapparat noch dabei? Kopfhörer für Musik?
Recht zügig sind wir ohnehin bei min. 10.000 mAh angekommen und genau dahingehen ist auch meine Empfehlung: Alles unter 10.000 mAh ist ein Witz und nutzlos*!

Die Technik

"Pass-through" - Laden und Entladen gleichzeitig

Nicht jede Powerbank kann gleichzeitig geladen werden, während sie andere Geräte auflädt. Dies ist ein wichtiges Kriterium, wenn es zum Beispiel darum geht, die Powerbank als Verteiler zu nutzen. Besonders in Hotelzimmern, wo nur begrenzt Stecker zur Verfügung stehen, bietet es sich an, sich mit der Powerbank einen Stecker zu sparen.

Bedingt durch die zusätzliche Wärmeentwicklung kann dies jedoch die Lebenszeit des Akkus verkürzen.

Technische Kapazitätsunterschiede

Technische Kapazitätsunterschiede

Die Powerbanks werden mit einer Angabe in mAh verkauft. In der Regel sind die glatt, z. B. 10.000 oder 20.000. Aber das ist leider nicht deren wirkliche Kapazität. Ist die Produktbeschreibung ehrlich, wird zusätzlich die "bewertete Kapazität" ["rated capacity"] angegeben. Wieso das? 

Die Kapazität auf dem Produkt entspricht der Entnahme bei 3,7V. In der Regel werden unsere USB-Geräte jedoch mit 5V geladen. Die Powerbank muss also die 3,7V in 5V umwandeln. Bei diesem Prozess passieren Verluste ["conversion efficiency"]. Stumpf gerechnet bedeutet dies also: 3.75V / 5 = 74 %.
Bei einer 10.000er-Powerbank bedeutet dies also ~6.500 mAh.
Ist das nun schlimm? Nein. Aber sollte dringend beim Kauf berücksichtigt werden!

Manche Hersteller/Händler gehen damit transparent um, manche geben ohnehin nur die "bewertete Kapazität" an und andere verschweigen es komplett.

"Wireless Charging" - Kabellos laden

Mit dem Wireless Charging ist gemeint, dass ein Handy, welches kabellos geladen werden kann, einfach auf die Power Bank gelegt wird.

Es ist -meiner Meinung nach- ein okay~ish-Feature, weil es wieder eine zusätzliche Wärmeentwicklung ist, die dem Akku schaden könnte.
Auch die Wärmeentwicklung im Handyakku ist recht ungesund. Für kleinere Ladeschübe in Ordnung, für größere Ladevorgänge, eben wegen der Wärmeentwicklung, eher nicht ratsam.

Unterstützte Protokolle

Immer mehr Hersteller haben ihr eigenes Schnellladesystem.
Zum Beispiel, um drei zu nennen: Huawei nutzt SuperCharge, Xiaomi und Samsung (sofern Snapdragon Chipsatz) Quick Charge und Oppo Voltage Open Loop Multi-step Constant-Current Charging.

Eine Besonderheit, die wir speziell auf Amazon finden können, ist der sogenannte iSmart von RAVpower (Archiv), Dynamic Detect von Aukey und PowerIQ von Anker.
Es ist schwierig dazu genaueres zu finden, was nicht lediglich bunt und fancy ist... Es ist nämlich lediglich das gleiche, also ein regulierter, erhöhter Ladestrom. Darin enthalten sind keine speziellen Protokoll-Unterstützungen wie QC oder VOOC. Das spart sicherlich Lizenzgebühren, was in einer größeren Marge endet. Es ist okay, wer aber wirklich schnell laden will, MUSS ein Gerät mit explizit ausgeschriebenen Standard wählen.

Auch wenn es eher eine Technologie und weniger ein Protokoll ist: Seit einiger Zeit kommen auch im Bereich des Ultra-Schnellladens (allgemein) noch GaN-Ladegeräte hinzu. Durch eine effizientere Bauweise können diese Ladegeräte besser die Wärme ableiten und dadurch längerfristig mehr Leistung erbringen und sind dafür sogar noch etwas kleiner als herkömmliche Super- oder Ultra-Schnelllader.

Deswegen sollte die Powerbank so viele unterstützte Protokolle wie möglich haben – logisch.
In der Regel kennst Du die Schnellladesysteme Deiner Geräte 😉

Mit integrierten Solarpanel

Wenn eine Powerbank ein Solarpanel integriert hat, ist das in etwa wie das Haustier in der Mikrowelle zu trocknen.
Lithium-Akkus bauen durch Oxidation der Kontakte und multipliziert mit Wärme die Kapazität unwiederbringlich ab! Und das ab 35 °C.
Ab 60 °C droht der Akku sogar zu platzen und das gibt bei Lithium ein wunderschönes, kaum löschbares Feuerwerk.

Kurzum: Wir legen niemals ein Gerät mit einem Lithium-Akku in die Sonne! NIEMALS!
Das gilt auch für Navigationsgeräte im Auto oder Laptops auf dem Beifahrersitz.

Einen schönen Artikel zum Lithium Super-GAU gibt es hier:
Li-Ion-Akkus: Wie lässt sich ein Thermal Runaway verhindern? (Archiv)

 

Wenn ein Akku in Flammen aufgeht, solltest Du zuerst das Ladegerät schnell vom Netz trennen.
Den brennenden Akku musst Du dann so lange wie möglich mit Wasser löschen.
Auch wenn der Brand gelöscht ist, muss weiterhin gekühlt werden, denn die Zellen können verzögert reagieren und erneut Feuer fangen. Die chemischen Prozesse innerhalb der Akkuzellen könnten noch weiterlaufen und eine neue Entflammung verursachen. Deswegen solltest Du den Akku noch eine Weile mit Wasser kühlen und ihn danach an einem sicheren Ort lagern.

Auch wenn es nur ein kleiner Akku ist, kann er erheblichen Schaden anrichten.

Wenn Du Dich bei einem egal-wie-kleinen Akkubrand überfordert fühlst, oder erhebliche Folgeschäden drohen, ruf die 112 an!

Weitere Lektüre zu Lithium-Bränden: Lithium-Ionen-Akku brennt – was tun? (Archiv)

Micro-USB oder USB-C

Mit dem USB-Standard ändert sich auch die Ladezeit der Powerbank. In der Regel ist USB-C schneller.

Aber Achtung: Nur weil USB-C draufsteht, muss nicht USB-C drin sein 🤡
Manchmal wird lediglich der Stecker verwendet, jedoch nicht die Technologie.

Woran erkennst Du nun, was verbaut ist? Anhand der Angabe der Ladezeit oder, dass der USB-C auch zum Laden eines Gerätes, also in umgekehrter Richtung, verwendet werden kann. Diese erkennt man meist* daran, dass sie den Standard PD (Power Delivery) können.

Graphen-Akkus

Relativ neu ist die Verwendung von sogenanntem Graphen-Material.
Diese zeichnen sich dadurch aus, dass eben keine Oxidation der Kontakte im Lithium-Akku passieren, diese deswegen eine höhere Lebenserwartung haben und schneller geladen werden können, da sie unempfindlicher gegenüber den thermischen Einflüssen sind.

Diese mit Lithium kombinierte Technologie ist noch recht neu und lässt sich auch (noch) unangemessen bezahlen. Um genauer zu sein, sind Powerbanks mit Graphen noch viel zu teuer.

Sonstiges

Die meisten Powerbanks haben außerdem einen Überladeschutz (sollte ohnehin Standard sein), einen Überspannungsschutz (sollten mal Schwankungen im Stromnetz sein) und Blitzschutz. Weitere Merkmale sind Unterspannungsschutz (damit der Lithium-Akku nicht kaputtgeht) und Kurzschlussschutz (falls ein Kabel nicht in Ordnung sein sollte).

Beim Blitzschutz bin ich recht skeptisch, da wir hier über sehr viele Volt reden. Ob die Powerbank da wirklich eine Bremse darstellt, sei mal dahingesagt.
In der Regel nutzen wir für empfindliche Technik ohnehin ordentliche Ladegeräte und ggf. eine Überspannungsschutzsteckdose (Brennenstuhl Steckdosenadapter (mit Überspannungsschutz 13.500 A) oder Brennenstuhl Secure-Tec, Steckdosenleiste 8-fach mit Überspannungsschutz und Master Slave Funktion), oder? 😉
Wir laden damit Geräte, die teilweise über 1.000 € gekostet haben, die viele persönliche Informationen wie Bilder usw. beinhalten und nicht mal eben ersetzt werden können. Die wenigsten werden ein ordentliches Sicherungskonzept haben... aber beim Ladegerät... da muss gespart werden! Benötigt man ja nie. Think about it!

Wer schon mal wegen eines Blitzeinschlags bei der Versicherung hinterherlaufen musste, weil sein Router, Fernseher und anderes beschädigt ist, weiß, wie mühselig, nervenaufreibend und kostspielig dies sein kann. Und dann sind die kostbaren Urlaubsbilder trotzdem weg.

Abschluss

Wir wissen nun, worauf wir beim Kauf einer Powerbank achten müssen. Ich habe mir die Essager 20.000 mAh und zwei Jonkuu Powerbank 10000mAh gegönnt, da erstere eine akzeptable Kapazität, viele unterstützte Protokolle hat und aus Metall ist, zweitere für kleines Geld einen guten Ladepuffer darstellt.

Wenn Du Fragen, Anmerkungen oder Kritik hast, lass es mich wissen. Meine Kontaktmöglichkeiten findest Du ganz unten. :-)


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