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Upgrade eines Intel i7-920 auf einen Xeon X5670

Über ein Youtube Video bin ich auf das Upgrade meines alten Mainboards MSI X58 Platinum mit LGA1366 Chipsatz aufmerksam gemacht worden. Da mein i7-920 mit seinen doch noch immer kräftigen 4x2,66GHz gefühlt etwas in die Jahre gekommen ist, dachte ich mir ein Upgrade auf einen Intel Xeon X5670 mit 6x2,97GHz macht durchaus Sinn.

Gekauft war der Prozessor recht schnell, doch dann kam das BIOS...

Prolog

Beim Herumsurfen auf YouTube bekommt man gelegentlich natürlich auch ein paar Vorschläge zu 'Videos, die mich interessieren könnten'. In der Tat war ich vom Titel des Videos angesprochen; ein i7-Killer für 20 €?! Die Zeit, mir das Video anzusehen, muss ich haben! 

Und ich habe es nicht bereut.

Gaming mit 20€ CPU?! i7 KILLER - Test/Review

Gaming mit 20€ CPU?! i7 KILLER - Test/Review


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Natürlich machte ich mich sofort daran, eBay zu durchsuchen und tatsächlich fand ich einige Angebote, häufig jedoch aus China. Allerdings gab es auch Angebote aus Deutschland, man musste nur etwas weiter runterscrollen. 😅

Anschließend habe ich mich weiter informiert und auch die Preise der Xeon X5650, 60 und 70 verglichen, weswegen ich mich nun für einen X5670 für knappe 50 € entschieden habe.

Der freundliche eBay-Händler

Direkt am Montagmorgen bekam ich vom Händler die folgende Nachricht:

Guten Morgen,

bevor wir den Prozessor versenden, überprüfen Sie bitte die Kompatibilität des Prozessors zu dem Gerät, in welches dieser eingebaut werden soll. Unsere Prozessoren können nur in Servern verbaut und in den meisten Desktop-PCs nicht verwendet werden.

Falls Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Gerät kompatibel ist, können Sie uns gerne die Bezeichnung Ihres Gerätes schicken und wir nehmen eine Überprüfung vor.

Mit freundlichem Gruß

Mir war natürlich klar, dass es sich um eine Server-CPU handelt. Dennoch empfand ich den Service als großartig, wollte mich der Händler doch nur vor einer Fehlinvestition schützen.
Ich habe ihm mit Angaben meines Mainboards und Vorhabens zurückgeschrieben. Was folgte, war ein kurzfristiges, freundliches Telefonat. :-)
Nachdem ich alles erklärt hatte, auch, dass es sich dabei hauptsächlich um ein Experiment mit einer gewissen Hoffnung handelt, wurde die CPU ohne Verzögerung versandt.

Übrigens war es dieser Händler: hp-broker auf eBay … und nein, ich bekomme keine Provision. 😉
Jedoch spricht die Bewertung (Zeitpunkt meines Artikels) von 100 % auch dafür, dass es sich um einen vernünftigen Händler handelt.

Am selben Tag zu Hause angekommen traf mich ein Geistesblitz: Junge, du hast einen uralten Medion Erazer PC!
Die einzigen Teile, die noch aus dieser Zeit stammten, waren in der Tat Board und CPU. Selbst der RAM und das Gehäuse wurden mittlerweile getauscht.
Nachdem ich mir den kalten Schweiß abgewischt hatte, begab ich mich auf die Suche, da die Unterstützung des Xeon Prozessors erst mit der späteren BIOS Version 3.70 hinzugefügt wurde.
Ich startete also meinen Rechner und … Version 3.02. AMI BIOS. Medion-PC. Da war er wieder: der kalte Schweiß.

Es war gar nicht so einfach ein paar Erfahrungsberichte zu finden und in der Tat fand ich auch nur einen einzigen Foreneintrag, der anschließend unbeantwortet blieb.
Was sollte ich also tun? CPU ungeöffnet wieder zurückschicken oder etwas ausprobieren, was ein Fass ohne Boden sein könnte?

Ich entschied mich also ein "Debranding" durchzuführen, genauer gesagt die originale, unveränderte MSI BIOS Version über meine Medion-BIOS Version zu flashen. Oje …

Die Vorteile eines Debrandings des X58 Platinum

  • Mehr Optionen. Besonders attraktiv, wenn man Overclocking betreiben möchte. Dies ist mit dem Medion-BIOS nicht möglich.
  • Neuere BIOS Version und somit Fehlerbehebungen
  • Größere Kompatibilität zu weiteren LGA1366 Chipsätzen - das was wir natürlich wollen 😄

Die Durchführung des BIOS-Updates

Ich übernehme keinerlei Haftung für eventuelle Schäden die durch unsachgemäße Durchführung meiner Anleitung passieren! Jeder ist selbst für sein Handeln verantwortlich.

Ich möchte zum Zwecke der Effizienz die Durchführung so kurz wie möglich halten. :-)

Vorbereitungen

Ausgangsituation und Technik

  • Medion Erazer PC mit Medion BIOS
  • Intel i7-920
  • MSI X58 Platinum Chipsatz LGA1366. Ohne SLI (ist eine andere Board-Version)
  • BIOS Version 3.02 (vermutlich ist das die Medion Angabe. Das MSI BIOS könnte sogar noch viel älter sein)
  • Neuste BIOS Version von MSI: 3.90

Werkzeuge


Den USB Stick vorbereiten

Den Stick mit Rufus bootfähig machen

Mit Rufus (als Portable-Version) habe ich mal schnell den USB-Stick formatiert und durch die Option "FreeDOS" bootfähig gemacht. Die Software kann noch mehr, wie auch Windows 10 ISO Images auf den Stick schieben, aber das wollen wir gar nicht. Letztlich waren es in unserem Falle nur ein paar Dateien, die dazu notwendig waren, den Stick bootfähig zu machen. Die Durchführung war also zügig.
Wer nicht genau weiß, wie das funktioniert, befolgt bitte die Anleitung auf der Rufus Webseite. Jedoch ist die Software jedoch selbsterklärend.

Ich empfehle, den USB-Stick mit einem oder zwei Durchläufen auf defekte Blöcke zu überprüfen. Wir wollen hier ein BIOS flashen und das ist mit einer gewissen Sorgsamkeit verbunden!


Die BIOS Dateien vorbereiten

Nachdem wir den Stick mit Rufus einmal auf Fehler überprüft und bootfähig gemacht haben, kopieren wir die MSI BIOS Dateien darauf.
Also müssen die folgenden Dateien aus dem Download von der MSI Webseite (7522v39.zip) direkt in das Root-Verzeichnis des Sticks kopiert werden:

  • afud4310.exe
  • a7522ims.390

Die Dateien sind insgesamt nur ein paar MB groß. Die TXT und die DOC Datei brauchen wir nicht. Sollten diese Dateien jedoch mitkopiert werden, spielt das keine Rolle und hat auch keinen Einfluss.


Das BIOS flashen

Vom Stick booten

Das X58 Platinum hat im Pre-Bootvorgang zwei Optionen:

  • [DEL] bzw [Entf] für BIOS
  • [F8] für Boot-Optionen

Sofern USB schon als Möglichkeit zum booten im BIOS eingestellt wurde, so wählen wir [F8].
Ist USB noch nicht eingestellt, so müssen wir dies im BIOS erst mit [DEL]/[Entf] einstellen unter "Boot Devices".

Der Flashvorgang

Ich habe mich gegen eine Sicherungskopie meines gegenwärtigen BIOS entschieden! Noch einmal: Folgen dieser Anleitung auf eigenen Gefahr!

Es ist so weit. Wir haben vom Stick gebootet und er schreibt uns das blinkende, kommandozeilentypische C:/
Wir tippen ein:

  • afud4310
    Dies zeigt alle Befehle an. Diese sind 3 Seiten lang und einmal durch, sind wir wieder bei C:/
  • afud4310 a75522ims.390 /X
    Das /X deaktiviert die Prüfung der ROM ID. Dies dient zum "Debranding" des Mainboards von Medion-PC auf original MSI.

Nachdem alles erfolgreich durchgelaufen ist, sind wir wieder bei C:/ angekommen.

Und ja, es waren schon harte 60 Sekunden... ;-)

Wer ein originales MSI X58 Platinum hat, sollte unbedingt auf den Parameter /X verzichten. Dieser ist wirklich nur zum "Debranding" des Medion-BIOS' notwendig.

Ein Reboot zeigt auch sofort die Gewissheit und zeigt die soeben aktualisierte BIOS-Version am.

Es ist also alles richtig gelaufen. 🥳

Beim ersten Start werden wir natürlich auf eine Diskrepanz der ROM hingewiesen. Wir betreten das BIOS und wählen "Load Default Settings", um sämtliche Einstellungen zurückzusetzen. Anschließend speichern wir und starten neu.
Das Betriebssystem startet wie gewohnt. Hoffentlich.

Ab nun stehen weitere Optionen im BIOS zur Verfügung. Diese erlauben es den RAM und die CPU (sofern sie es unterstützt) zu übertakten. Auch können weitere Einstellungen wie Lüftergeschwindigkeit usw. geändert werden.
Oder um es mit den Worten von Richard Nixon 1972, die später mehr oder weniger in Spider-Man verwendet wurden, zu sagen: Mit großer Macht kommt große Verantwortung.


CPU Einbau

Der neue Xeon wurde per UPS geliefert. Als registrierter UPS-Kunde konnte ich glücklicherweise das Paket umlenken und direkt bei UPS abholen. Eine UPS-Station hätte es auch getan, aber wenn das UPS-Lager schon nur ein paar Meter um die Ecke ist... ;-)

Der Umbau war natürlich einfach. Glücklicherweise bin ich vor einiger Zeit schon auf einen Be quiet! Dark Rock 3 mit 190W TDP umgestiegen. Somit war die Demontage auch einfach, da im Vergleich zum Out-of-the-box Kühlers dieser nicht mehr gesteckt und gespreizt wird, sondern einfach und stabil mit einer Konterplatte verschraubt. Das ist auch deutlich materialschonender, als auf dem Mainboard herumzudrücken, damit die dünnen Plastik-Füße des OOB-Lüfters mal einrasteten.
Wer nun mit dem Dark Rock 3 liebäugelt, sollte dringend die Höhe mit seinem Tower vergleichen. Das Ding ist schon ziemlich groß und ich musste leider meinen Seitenlüfter entfernen. Verflixter Zentimeter!

Der Abbau des Kühlers war also ziemlich einfach. Hier ist noch einmal das letzte Bild meines alten Prozessors, bevor ich ihn entklammert habe.

Nachdem das Board grundlegend noch einmal entstaubt und gereinigt wurde, habe ich den Xeon eingesetzt und mit einer guten Wärmeleitpaste versehen.
Verwendet habe ich die ARCTIC MX-4 Hochleistungs-Wärmeleitpaste, welche ich für ein paar Euro in einem meiner Arbeitsstätte nahegelegenen Computerladen gekauft habe. Nachdem die Paste aufgetragen war, konnte ich den Kühler wieder montieren.

Sicherlich ergeht es nicht nur mir so: Nach großen Updates oder Upgrades ist der erste Start des Systems immer der aufregendste. Wird es funktionieren oder nicht? Gerade in Anbetracht der Umstände, dass ich gar nicht mit Sicherheit wusste, dass der Xeon auch wirklich funktionieren wird, war es besonders spannend für mich.

Ich drückte also auf den Knopf … es passierte nichts. Ach ja. Das Netzteil war noch aus. Aber erst einmal einen Mikro-Herzinfarkt bekommen. ;-)
Netzteil eingeschaltet, Power-Knopf gedrückt, die Lüfter drehten sich und … nichts. Kein Bild, kein Pieps.

Ein Freund gab mir Erste Hilfe. Per Telegram belebte er mich zuerst wieder und teilte mir anschließend mit, dass ich eventuell das BIOS einmal zurücksetzen sollte. Ich hatte immerhin nichts mehr zu verlieren und begab mich auf die Suche nach Jumper 13.

Die Suche dauerte etwas. Nicht nur gibt es den Jumper 13 vermutlich seit Ewigkeiten nicht mehr, nein, er war auch noch genau unter der Grafikkarte versteckt. Gut, Karte schnell entfernt, Jumper hin und her gesetzt, Karte wieder rein, abermals auf den Power-Knopf und … DA IST ER!

Natürlich sind die CMOS Settings nicht mehr korrekt. Mit [F1] schnell ins BIOS, "Load Default Setings" und fertig war es. Neustart, läuft!

Übertaktung

Wer wäre ich, würde ich es außer Acht lassen? 😁
Ich halte mich kurz: Ich habe lediglich den Multiplier erhöht und mein süßer neuer Freund läuft nun mit 3,54 GHz. Ursprünglich war er für 2,96 GHz vorgesehen.
Ein schneller Blick per AIDA64 während eines Stresstests per CPU-Z zeigt das wunderbare Ergebnis.

Von der Temperatur her würde also noch mehr drin sein.
Im Internet findet man häufig Berichte, dass sogar der Xeon X5650 problemlos auf 4 GHz getaktet werden kann. Vielleicht werde ich es mit meinem X5670 zu einem anderen Zeitpunkt wagen. 😎

Somit fassen wir zusammen:
Mit einem originalen MSI X58 Platinum mit min. BIOS Version 3.7 kann man einen Xeon X5670 benutzen und problemlos übertakten.

Ich hoffe, mit diesem Artikel dem einen oder anderen zu helfen.
Mir ist klar, dass der LGA1366 Chipsatz so langsam ausgestorben ist und ein MSI X58 Platinum sicherlich schon zu jener Zeit nicht das beliebteste Mainboard war.

Wie dem auch sei: Haltet die Ohren steif! 🤗



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